Der Fachverband Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (FVHF) hat eine neue Leitlinie „Planung und Ausführung von Vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden“ erarbeitet. Wir haben für Sie hieraus das Wichtigste zum Thema Abdichtung zusammengefasst und mit einigen Anmerkungen versehen.
1. Allgemein:
Normalerweise wird unter der Bezeichnung Vorgehängte, hinterlüftete Fassade eine an der tragenden Wand montierte Fassadenkonstruktion verstanden, die aus Wärmedämmung, Fassadenaufhängung (Unterkonstruktion) und der Wetterschutzschicht besteht. Da die Wetterschutzschicht von der Wärmedämmung mit einer mit der Außenluft verbundenen Luftschicht getrennt ist, spricht man hier von einer Kaltfassade.
2. Bekleidung:
Die Fassadenbekleidung (Wetterschale) ist normalerweise für den Witterungsschutz wie z.B. Schlagregen und Wind zuständig. Der gegenwärtige Trend zu den sog. „Offenen Fassaden“ (z.B. aus Lochblechen oder Streckmetallgittern) macht zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Dämmung erforderlich. - Ab einem Öffnungsanteil der Fassadenbekleidung von 5% oder ab einer Fugenbreite von >15 mm wird ein zusätzlicher Witterungsschutz empfohlen (z.B. Fassadenbahn oder Fugenunterlegung).* - Bei Verwendung von Fugendichtbändern ist insbesondere auf deren Beanspruchungsgruppe und die richtige Komprimierung in der Fuge zu achten. - Bei Verwendung von elastischen Dichtstoffen ist auf die Eignung zu achten: Außenabdichtung (witterungsbeständig); elastisches Verhalten (Fugenbewegungen); Verträglichkeit (z.B. bei Naturstein).
3. Unterkonstruktion:
Die Unterkonstruktion ist im Bereich der Hinterlüftung so zu planen, dass die Luftzirkulation nicht behindert wird (vorzugsweise vertikal). - Es sind möglichst thermisch getrennte Wandkonsolen vorzusehen (wärmebrückenarm). - Für Unterkonstruktionen aus Holz ist bei offenen Wetterschalenbereichen ein Feuchteschutz vorzusehen (z.B. EPDM-Folien bei offenen Fugen)
4. Hinterlüftung:
Die Hinterlüftung erzeugt in Verbindung mit Zu- und Abluftöffnungen einen permanenten Luftstrom hinter der Bekleidung. Hierdurch wird die Feuchtigkeit aus der Fassaden- und Außenwandkonstruktion nach außen abgeführt. ** - Der Hinterlüftungsquerschnitt (Luftschicht) soll mindestens 20mm betragen (in Ausnahmefällen wie bei Brandschotts min. 5mm). Planerisch sind aber auf Grund von Bautoleranzen 30 bis 50 mm Hinterlüftungsquerschnitt vorzusehen. - Be- und Entlüftungspunkte sind mit mindestens 50 cm²/m Fassadenanschluss vorzusehen. - Die Hinterlüftung ist insbesondere bei dampfdichten Außenbekleidungen für den Feuchtehaushalt der Fassade unerlässlich, weil es sonst zum Feuchtestau hinter der Fassadenbekleidung kommen kann.
5. Dämmung/Fassadenbahnen:
Die Dämmung darf nicht dauerhaft direkter Bewitterung ausgesetzt werden. Bei offenen Fassaden bzw. bei offenen Fugen >15 mm ist die Dämmung entsprechend zu schützen (z.B. durch diffussionsoffene Fassadenbahnen). - Bei Verwendung von Fassadenbahnen in offenen Fassaden ist insbesondere auf deren UV-Beständigkeit zu achten. - Es wird der Einsatz von Mineraldämmung empfohlen. Sofern die Dämmung aus Mineralfasern nicht einen Strömungswiederstand von mindestens AFr > 5kPa*s/m² erfüllt, muss bei offenen Bekleidungsfugen eine zusätzliche Windsperre auf der Dämmung angebracht werden (sog. winddichte Folie). ***
6. Sonstiges:
Wenn der untere Abschluss der VHF nicht min. 30 cm über dem Gelände liegt, sind Abdichtungsmaßnahmen gem. DIN 18533 „Abdichtung von erdberührten Bauteilen“ zu beachten. Dort ist auch eine geeignete Wärmedämmung zu verwenden (Perimeterbereich). - Unbehandelt werden allerdings bei dieser Leitlinie größtenteils die Fassadenanschlüsse (insbesondere an Fenster- und Türelemente). Das hängt mit der sehr großen Variantenvielfalt zusammen. Wir haben hierzu bereits auf unserer Bauanschluss.INFO einige Details vorbereitet.
Hinweise:
* - Bauart Vorgehängte hinterlüftete Fassade gilt nach DIN 4108-3 als Schlagregensicher. Offene Fugen in der Bekleidungsebene beeinträchtigen den Regenschutz (gem. Tabelle 5 der DIN 4108-3) nicht.
**- Eine Unterbrechung des Luftstroms könnte zur Anreichung von Feuchtigkeit in der Dämmung führen. Die Folgen: Schlechtere Dämmwerte, Energieverluste, höhere Heizkosten sind inzwischen hinreichend beschrieben worden.
***- Winddichtheit ist nicht mit Luftdichtheit zu verwechseln, denn sie gehört zu der äußeren Abdichtung!
Fugendichtband:
illbruck TP600 illmod 600
Elastischer Dichtstoff:
illbruck SP525 Hochbaufugen-Dichtstoff
illbruck FA870 Natursteinsilikon
Fassadenbahn:
illbruck ME010 Fassadenfolie Premium B1
Folie für erdberührten Bereich:
illbruck ME220 EPDM-Folie