„Ornament und Verbrechen“ – die optische Gestaltung der Fassade

illbruck / 30 Dezember 2024

Der erste Eindruck von einem Gebäude entsteht über seine Fassade – ihre Gestaltung beeinflusst maßgeblich, ob wir einen Bau als schön oder hässlich, sympathisch oder eher unangenehm empfinden. Aus diesem Grund kommt der Fassadenplanung traditionell eine große Aufmerksamkeit zu. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnte man sogar ein standardisiertes Stadthaus mit Wunschfassade aus dem Katalog (romantisch, gotisch, klassizistisch etc.) in Auftrag geben. Doch die Bedeutung der optischen Fassadengestaltung wurde auch grundlegend infrage gestellt – beispielsweise von Adolf Loos, der 1910 mit seiner Schrift „Ornament und Verbrechen“ den Impuls für die Entstehung des Modernismus gab…

Loos argumentierte, dass gerade die Funktionalität ein Zeichen hoher Kulturentwicklung des Menschen sei – ohne überflüssige Ornamente, die bloß Arbeitskraft verschwenden würden. „Die barbarischen Zeiten, in denen Kunstwerke mit Gebrauchsgegenständen verquickt wurden, sind endgültig vorbei“, schrieb er. Und dabei umfasste er mit seiner Ansicht sämtliche Konsumbereiche – vom Gebäude bis hin zu Kleidung und Nahrungsmitteln.

Einige Jahre später fand seine Sichtweise vermehrt Gehör und die Architekten der 1920er-Jahre richteten ihren Fokus nun auf Wohnqualität, während die Dekoration der Fassade gänzlich entfiel. Die moderne Architektur feierte ihre Geburtsstunde und etablierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich als weltweit dominierende Stilrichtung.

Leider wurden die Grundzüge des Modernismus von nachfolgenden Architekten häufig falsch ausgelegt und verwässerten in den folgenden Jahrzehnten zunehmend, wodurch die Städte gewissermaßen optisch verwahrlosten. Obwohl der neue Stil ausreichend Spielraum für Individualität ließ, fehlte vielen Bauwerken der Wiedererkennungswert, und der Hang zum Understatement machte sich fälschlicherweise auch in einer mangelhaften planerischen Qualität der Gebäude bemerkbar. Es schien, als wäre der Architektur Herz und Verstand verloren gegangen.

Mit der Postmoderne und der Dekonstruktion entstanden dann ab den 1980er-Jahren Gegenbewegungen, die neue Schwerpunkte setzten. Inzwischen gibt es keine vorherrschende Architekturrichtung mehr - die Bandbreite, gerade in der Fassadengestaltung, ist unglaublich groß – mit natürlichen Materialien wie Klinker, Schiefer und Holz, modernen Metall- und Glasoberflächen, formbaren Betonstrukturen und zahlreichen neuen Materialien. Erlaubt ist, was gefällt.

Doch bei all den Möglichkeiten im Hinblick auf die Gestaltung müssen auch die funktionalen Aspekte ausreichend Berücksichtigung finden. Je außergewöhnlicher Fassadenform und Materialien ausfallen, desto gründlicher muss sich der Planer mit der Abdichtung sämtlicher Schnittstellen auseinandersetzen. Es ist wichtig, dass alle Detailfragen beantwortet sind. Denn in den Augen des Bauherrn verliert auch die ausgefallenste Fassade ihren Glanz, wenn es zu Bauschäden kommt oder die Heizkosten höher als geplant ausfallen.

Aktuell erfreuen sich z. B. Fassaden mit Lochblechen, Streckmetallgittern oder mit großen offenen Fugen besonderer Beliebtheit. Der Planer behilft sich da, wie bei vorgehängten Fassaden gewohnt, mit einer wind- und wasserdichten Fassadenbahn. Diese soll die Dämmschicht zuverlässig vor Feuchtigkeit schützen – wie ist es aber um die UV-Beständigkeit bestellt? Diese und weitere Fragen sollten bei der Konzeption unbedingt gestellt werden.

Die heutige Architektur wird von einigen Kritikern als „orientierungslos“ beschrieben – ob diese Ansicht der Vielfalt unserer Baukunst wirklich gerecht wird, sei dahingestellt. Mit unseren Abdichtungsvorschlägen und Detail-Beispielen behalten Sie jedenfalls auch im Detail die Orientierung, denn sie helfen Ihnen dabei, die Bauanschlüsse optimal zu konzipieren und gezielt die für Ihr Bauvorhaben geeigneten Abdichtungsprodukte zu finden.